Magdeburg. Die Zahl von Mord und Totschlag, Sexualdelikten, Körperverletzungen oder Stalking ist in (Ex-) Paarbeziehungen im Jahr 2019 auf dramatisch hohem Niveau geblieben. Die neuen Zahlen der Kriminalstatistischen Auswertung Partnerschaftsgewalt des Bundeskriminalamtes zeigen insgesamt sogar einen weiteren leichten Anstieg. 2019 wurden 141.792 Opfer von Partnerschaftsgewalt in den genannten Kategorien polizeilich erfasst, knapp ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Zu 81% waren Frauen betroffen und zu 19% Männer. Die Hälfte der Opfer lebte zum Tatzeitpunkt mit dem Täter oder der Täterin in einem Haushalt (50,5%).

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen organisieren der Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V., die Landtagspräsidentin, Gabriele Brakebusch, MdL, und die Ministerin für Justiz und Gleichstellung, Anne-Marie Keding, am 20.11.2020, 13:00 Uhr, eine Gedenkstunde vor dem Landtag von Sachsen-Anhalt. Gemeinsam mit den frauenpolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Fraktionen des Landtages von Sachsen-Anhalt wollen wir damit ein deutliches Zeichen gegen geschlechtsspezifische Gewalt setzen. In diesem Jahr fand die Gedenkstunde aufgrund der 8. Eindämmungsverordnung für die Öffentlichkeit digital statt. 

Gabriele Brakebusch erklärt anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt: „Die Intention des Gedenkens ist uns allen bewusst. Wir setzen ein Zeichen gegen Diskriminierung und Gewalt gegenüber Frauen und ihren Kindern. Wenn uns Geschehnisse den Verdacht bieten, dass unser Grundrecht auf Gewaltfreiheit verletzt wird, so sind wir unbedingt gefordert, diese Umstände zu thematisieren.“

Die Kriminalstatistik zeigt, in welchem Umfang und mit welchen Ausprägungen Gewalt in Paarbeziehungen bei der Polizei bekannt wurde. Sie beschreibt damit nur die bekannten Fälle von Partnerschaftsgewalt.

Gleichstellungsministerin Anne-Marie Keding betont: „Ein gewaltfreies, angstfreies und selbstbestimmtes Leben für alle Frauen sicherzustellen ist ein wichtiges Ziel unserer Gleichstellungspolitik.“ Dabei helfe in Sachsen-Anhalt ein landesweites Netz an Frauenhäusern und Opferunterstützungseinrichtungen, das mit einem ständig steigenden Etat weiterentwickelt werde. „Gerade in der Corona-Krise, in der sich das Leben verstärkt zu Hause abspielt, ist es wichtig, dass alle Betroffenen Hilfe finden.“ Sachsen-Anhalt habe daher in diesem Jahr zusätzlich Mittel zur Sicherung der Angebote des Netzwerkes für ein Leben ohne Gewalt bereitgestellt. „Der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen erinnert daran, nicht nachzulassen im Kampf für die Betroffenen und dieser Tag spricht auch jeden Bürger und jede Bürgerin an, sich gegen Gewalt einzusetzen, denn: Jedes Opfer ist ein Opfer zu viel!“.

Die Tötung einer Frau aufgrund ihres Geschlechts ist die extremste Form von Gewalt gegen Frauen. Allein im Jahr 2019 wurden 117 Frauen in Deutschland durch Partnerschaftsgewalt getötet. Neun Frauen weist die Statistik für Sachsen-Anhalt aus. Das sind 117 zu viel, bekräftigen der Landesfrauenrat Sachsen-Anhalt e.V. und die Landeskoordinierungsstelle häusliche Gewalt mit ihrer gemeinsamen Aktion „117 Kerzen“ zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen. Symbolisch werden 117 Kerzen vor dem Landtag entzündet, um der Opfer zu gedenken.

„Um Frauen besser vor Gewalt zu schützen, ist eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung mit geschlechtsspezifischer Gewalt dringend erforderlich. Wir brauchen eine Gesellschaft, die aufmerksam und sensibel ist und die von Gewalt betroffenen Frauen ein Hilfenetz ist“, betont die Vorsitzende des Landesfrauenrates, Eva von Angern, MdL. Im Vordergrund der Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt muss deren Prävention stehen. Mit der Istanbul-Konvention, die seit dem 1. Februar 2018 in Deutschland geltendes Recht ist, existieren weitreichende Vorgaben zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt. Dennoch fehlt es an vielen Stellen nach wie vor an einer umfassenden Umsetzung präventiver Maßnahmen und an der nötigen Sensibilisierung der Justiz, der Strafverfolgungsbehörden sowie der Gesellschaft als Ganzes. Ergänzt werden muss dieses durch ein flächendeckendes und bedarfsgerechtes Beratungs- und Unterstützungsangebot.

Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, auch „Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen“, ist ein am 25. November jährlich abgehaltener Gedenk- und Aktionstag zur Bekämpfung von Diskriminierung und Gewalt jeder Form gegenüber Frauen und Mädchen.